Ignatianische Exerzitien

 

Ignatianische Exerzitien: ein Dialog (mit) Gott?

2:08 min

Die Ignatianischen Exerzitien: Die Dynamik der vier Wochen

4:53 min

 

zum Ausdrucken:

Der Aufbau, die Komposition einer Ignatianischen Betrachtung

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Drei Betrachtungen (Übungen) aus dem Exerzitienbuch

Exerzitienbuch 101-109

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Exerzitienbuch 136-148

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Exerzitienbuch 230-237

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Betrachtung über die Menschwerdung -  ein Schlüssel für den Exerzitienweg

 

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Die Besinnung über die zwei Banner

Besinnung über die zwei Banner oder wie treffe ich eine gute Wahl in der Nachfolge Jesu?

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Die Ignatianischen Exerzitien und die abschließende Übung zur Erlangung der Liebe

 

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Besinnung über die zwei Banner

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Betrachtung zur Erlangung der Liebe

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Über „Macht und Geheimnis der Jesuiten“ ist viel geschrieben worden, aber vielleicht ist alles gar nicht so geheim, denn was die Jesuiten vor allem aus- macht, ist ihr gemeinsames geistliches Fundament, die Exerzitien des heiligen Ignatius (1491-1556), der Gründerfigur des Jesuitenordens.

Jeder Jesuit macht die sogenannten „Großen Exerzitien“ (Geistlichen Übungen) zweimal in seinem Leben, zu Beginn und am Ende seiner Ausbildung. Dreißig Tage verbringt er im Schweigen und Beten, seine Beziehung zu Gott und Jesus steht im Mittelpunkt. Und die entscheidenden Fragen: Was ist der Wille Gottes für mich und mein Leben? Bin ich zum Gefährten Jesu, zum Jesuiten berufen?

Das Schweigen ist mehr als bloßes Nicht-Reden, es öffnet dem Menschen eine neue Dimension in seinem Leben. Im langen Schweigen liegt die Kraft, hören zu können. Es ist bezeichnend, dass Jesus vor seinem öffentlichen Auftreten vierzig Tage vom Geist in die Wüste geführt wurde, in Stille und Einsamkeit. Jesu Wüstenerfahrung mit den drei Versuchungen ist sicher eine Schlüsselstelle für sein gesamtes Wirken. Alle drei Versuchungen betreffen das erste Gebot: „Ich bin der Herr dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! Du sollst dir kein Gottesbild machen, um es anzubeten.“ Gott allein zählt, nicht die Vergöttlichung irdischer Macht und die damit einhergehende Abhängigkeit. Wer Steine in Brot verwandeln kann, der kann auch die Welt mit „panem et circenses“ (Brot und Spielen) beherrschen. Jesus hätte die Fähigkeit dazu. Aber er weigert sich, sie zu nutzen, auch für sich selbst. Das wahre Brot, die wahre Sicherheit kann allein Gott geben. „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um!“, lautet die frohe Botschaft. Wer sich neu ausrichtet, spürt das Geschenk der inneren Freiheit, aller Zwänge und Abhängigkeiten ledig zu sein.

In den Geistlichen Übungen teilen wir diese Grunderfahrung Jesu in der Wüste. Das Geschenk der inneren Freiheit äußert sich als Dankbarkeit, Güte, Nachsichtigkeit, Ausdauer, Großzügigkeit und Beziehungsfähigkeit. Das ist das Fundament, auf dem das Suchen und Finden Gottes in allen Dingen ruht. Für den Einzelnen wie auch für die Gemeinschaft gilt es, durch Unterscheidung der Geister zu erkennen, was „Ad Majorem Dei Gloriam“ (zur größeren Ehre Gottes) wirklich bedeutet. Die entscheidende Haltung dabei nennt Ignatius Indifferenz. Damit ist nicht gemeint, dass mir alles gleichgültig ist, sondern dass mir alles gleich gültig ist. Ich begegne allem mit derselben Offenheit. Wenn ich meine Seele an etwas verliere, dann verliere ich letztlich auch meine innere Freiheit.

Die Frage der radikalen Nachfolge Jesu ist zentral für einen Novizen, der in den Jesuitenorden einzutreten gedenkt, doch Exerzitien sind nicht alleine für Jesuiten da, sondern vielmehr ein Angebot für alle nach religiöser Erfahrung suchenden Menschen. Allgemeiner gesagt, dienen sie dazu, sich und sein Leben neu auf Gott auszurichten. Das ist keine abstrakte Theorie, sondern gründet auf Ignatius’ Lebenserfahrung. 1521 wird er im Krieg als Soldat in Pamplona von einer Kanonenkugel verwundet. Nach seiner Genesung lebt er streng asketisch, er möchte den Heiligen Franziskus und Dominikus nachfolgen. Dabei macht Ignatius eine Erfahrung, die sein ganzes Leben prägen und verändern wird.


Seine Erkenntnis: Der Mensch kann Gott in allen Dingen finden. Aufgrund seiner Erfahrungen entsteht eine „Anleitung“ zum Beten, die „Exerzitien“, die Geistlichen Übungen. Dass Gott unmittelbar seinen Geschöpfen zugänglich ist, mochte bis dahin vielleicht für einen Heiligen gelten, aber für jeden Menschen?


Neu war auch die Art und Weise der religiösen Erfahrung. Ignatius nennt es „Beten mit allen Sinnen“. Damit entwickelte er die seit den Wüstenvätern bekannte Weise des meditativen Betens, der „Lectio Divina“ (göttliche Lesung), weiter. Diese bestand aus vier Schritten: „Lectio“ (Lesung), „Meditatio“ (Meditation), „Oratio“ (Gebet) und „Contemplatio“ (Kontemplation). Nach dem aufmerksamen Lesen einer Bibelstelle wählt man sich einen Vers aus, der einen besonders anspricht und meditiert diesen, indem man ihn beständig wiederholt. Das Nachdenken über das Wort Gottes mündet in das Gebet zu Gott. In der Kontemplation (Stille) erfährt der Beter Gemeinschaft mit Gott. Wichtiger als das Nachdenken, ist für Ignatius das Einbeziehen aller Sinne beim Beten: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten.

 

Christof Wolf SJ

 

 

 

Ignatianische Exerzitien

Drei Betrachtungen (Übungen) aus dem Exerzitienbuch